19.07.2024

AGA-Wirtschaftstest: Groß- und Außenhändler bleiben zurückhaltend

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Auch zur Jahreshälfte bleibt die wirtschaftliche Lage der norddeutschen Händler und unternehmensnahen Dienstleister angespannt: 40 Prozent der befragten Unternehmen verzeichneten im zweiten Quartal 2024 einen Umsatzrückgang und die Hälfte der Befragten eine sinkende Nachfrage. Dies resultierte in einen Umsatzrückgang von real 3,5 Prozent (nominal: -2,1 Prozent). Dennoch ist insbesondere im Dienstleistungssektor die Investitionsquote im Vergleich zum Vorjahr stark angestiegen. Das sind die zentralen Ergebnisse des Wirtschaftstests, den der AGA Unternehmensverband vom 31. Mai bis zum 5. Juli 2024 unter den norddeutschen Unternehmen durchgeführt hat.

AGA-Präsident Dr. Hans Fabian Kruse: „Nicht nur wirtschaftlich, auch geopolitisch bleibt das Umfeld für die norddeutschen Unternehmen herausfordernd. Gerade die Groß- und Außenhändler treten mehr auf der Stelle, als dass sie vorankommen. Entsprechend vorsichtig bleiben sie mit ihren Erwartungen. Die Politik muss ihnen Rückenwind geben und die Faktoren beseitigen, die die Wettbewerbsfähigkeit hemmen. Die Einfuhrumsatzsteuer ist ein Paradebeispiel: Das Ende 2020 eingeführte Fristenmodell war ein guter Schritt für Unternehmen mit Aufschubnehmerausweis – also die Großen und die Spediteure. Das ist aber nur eine Zwischenlösung. Noch immer muss die Masse der kleinen und mittleren Firmen mit unnötigem Liquiditätsabfluss klarkommen. Wir brauchen endlich die Direktverrechnung mit der Umsatzsteuervoranmeldung, um die Liquidität importierender Unternehmen dauerhaft zu stärken. Und das nicht erst in vier Jahren – was aktuell der Plan ist.“

Jeweils 40 Prozent der befragten Unternehmen verzeichneten im 2. Quartal einen Umsatzrückgang bzw. eine Stabilisierung. Über die Hälfte der Unternehmen (55 Prozent) bezeichnet ihre derzeitige Gewinnsituation als befriedigend, 31 Prozent als schlecht. Für die kommenden sechs Monate erwarten die norddeutschen Unternehmen eine Stabilisierung der Umsatz- und Gewinnsituation: 57 Prozent rechnen mit gleichbleibenden Umsätzen und 53 Prozent mit einer vergleichbaren Gewinnsituation. Eine Verbesserung der Lage erwarten 19 Prozent der Händler und Dienstleister hinsichtlich der Umsätze und 14 Prozent mit Blick auf die Gewinne.

Der AGA-Indikator verbessert sich in den Branchen leicht: Für den Groß- und Außenhandel steigt der Indikator von 90,7 auf 94,1 Punkte. Im Dienstleistungssektor erhöht er sich sogar von 108,3 auf 113,1 Punkte.

Dienstleistungssektor verdoppelt Investitionsquote
Trotz der angespannten wirtschaftlichen Lage investieren die Unternehmen wieder vermehrt. In diesem Jahr liegt die Investitionsquote im Durchschnitt bei 6,3 Prozent und ist damit um mehr als 2 Prozentpunkte angestiegen (Vorjahr: 4,1 Prozent). Getrieben wird dies vor allem durch den Dienstleistungssektor, der eine überdurchschnittlich hohe Investitionsquote von 12,6 Prozent vorweist (Vorjahr: 5,5 Prozent), während die Quote im Groß- und Außenhandel auf 2,8 Prozent zurückgegangen ist (Vorjahr: 3,2 Prozent). Wie auch im letzten Jahr liegen die Investitionen vor allem in den Bereichen EDV und Telekommunikationstechnik, Fuhrpark sowie Geschäftsausstattung. Dabei wird insbesondere in den Ersatz bestehender Vermögenswerte investiert, gefolgt von einer Investition in die Erweiterung.

Die norddeutschen Bundesländer: Im zweiten Quartal 2024 fiel der Umsatz in Hamburg um real 2,0 Prozent (nominal: -1,4 Prozent) und in Mecklenburg-Vorpommern um real 2,8 Prozent (nominal: -3,3 Prozent). In Sachsen-Anhalt ging er um real 3,3 Prozent nach unten (nominal keine Veränderung), in Niedersachsen sank er um real 4,1 Prozent (nominal: +0,7 Prozent) und in Bremen um real 4,5 Prozent (nominal: +1,1 Prozent). In Schleswig-Holstein ging der Umsatz mit real 6,3 Prozent am stärkste zurück (nominal: -2,3 Prozent).

Der AGA Unternehmensverband vertritt die Interessen von 3.500 Mitgliedsunternehmen in Bremen, Hamburg, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein. In diesen Unternehmen sind rund 150.000 Mitarbeiter beschäftigt. Mit einem Jahresumsatz von 288 Milliarden Euro ist der gesamte Groß- und Außenhandel eine der Schlüsselbranchen in Norddeutschland.

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