15.11.2022

NBA-Star Dennis Schröder: Sport vereint

Nachrichten | Magazin

Er hat es auf das ganz große Parkett geschafft: Dennis Schröder spielt seit 2013 in der NBA und gehört zu den besten Point Guards der Liga. Bei der Basketball-Europameisterschaft führte er das deutsche Team als Kapitän mit starken Leistungen zur hochverdienten Bronzemedaille. Schröder lebt gern den American Way of Life, seine Wurzeln und die niedersächsische Heimat vergisst er aber nicht. In unserem Interview spricht der „Junge aus Braunschweig“ über seinen sportlichen Werdegang und die Verantwortung als Sportler.

Hat Dennis Schröder schon als kleiner Junge davon geträumt, in der NBA auf Körbejagd zu gehen?

Dennis Schröder: Ja natürlich! Das war immer mein Traum, aber auch mein Ziel, an das ich fest geglaubt und dem ich alles untergeordnet habe.

Und als es dann soweit war?

Schröder: Es war ein großartiges Gefühl. Aber mir war auch klar, dass es erst der Anfang einer langen Reise sein und mir noch viel harte Arbeit bevorstehen würde, um mich in der NBA zu etablieren.

Wie sah der Weg dorthin aus?

Schröder: Mein Weg führte mich über diverse Freiplätze, Jugendmannschaften bei der SG FT/MTV Braunschweig, viele Trainingseinheiten bei Liviu Calin und meiner ersten wirklichen und erfolgreichen Saison 2012/13 in der Braunschweiger Profi-Mannschaft in die NBA. Damals wurde ich auch zum NIKE Hoop Summit eingeladen. Dort treffen jährlich die besten amerikanischen Talente auf die stärksten Nachwuchsspieler aus aller Welt und ich hatte dabei die Chance, mich vor den Augen vieler NBA-Scouts zu präsentieren.

Wie fühlt es sich an, wenn der eigene Name auf dem Trikot eines NBA-Teams steht?

Schröder: Es ist ein absolutes Privileg in der NBA zu spielen. Die Clubs und die Liga sind sehr gut organisiert, uns Spielern fehlt es dort an nichts. Außerdem ist es natürlich großartig, gegen die besten Basketballer der Welt zu spielen. Diese Competition treibt mich täglich an und fordert mich, mich ständig zu verbessern. Und das will man als Basketballer ja auch. Aber die Tatsache, dass man wenig Selbstbestimmungsrechte hat und in den Trade-Fenstern von heute auf morgen ohne Rücksprache zu einem anderen Club getradet werden kann, stellt uns als Familie und auch mich als Spieler schon vor Herausforderungen, mit denen man klarkommen muss.

Der NBA-Traum ist wahrgeworden, was ist das nächste große Ziel?

Schröder: Eines meiner Ziele wird immer sein, NBA-Champion zu werden und mich als Spieler ständig weiterzuentwickeln. Dafür werde ich immer alles geben.

Welches Erfolgsrezept haben Sie für junge Nachwuchsspielerinnen und -spieler?

Schröder: Glaube an deine Träume und arbeite immer hart dafür!

Sportler sind für viele Menschen auch Identifikationsfiguren. Welche Verantwortung trägt der Sport?

Schröder: Wir Profisportler und der Sport im Allgemeinen haben eine große Strahlkraft. Egal, ob es Team- oder Einzelsportler sind, wir stehen im Mittelpunkt und haben gerade für junge Menschen eine Vorbildfunktion. Man schaut auf uns und auf das, was wir machen. Menschen orientieren sich an uns. Deshalb sollten wir immer versuchen, mit gutem Beispiel voranzugehen und als Vorbild für das tägliche Handeln zu dienen.

Wie kann Sport dazu beitragen, Menschen über Grenzen hinweg zu verbinden und Werte wie Teamgeist und Toleranz zu vermitteln?

Schröder: Das ist doch die generelle Funktionsweise von Spiel oder Sport. Gerade Teamsport geht nur miteinander, da müssen alle an einem Strang ziehen und aufeinander vertrauen. Auf dem Parkett spielt es auch keine Rolle, woher du kommst oder welche Sprache zu sprichst. Sport vereint nicht nur die Spieler, sondern auch die Fans. Da freuen sich Menschen zusammen über einen Sieg, die sich vielleicht gar nicht kennen. Das verbindet. Und genau in diesem Punkt sollte der Sport auch in anderen Bereichen ein Vorbild sein.

Nutzen Sie Ihre Bekanntheit, um sich auch zu wichtigen gesellschaftlichen Themen zu äußern, die über den Sport hinausgehen?

Schröder: Es ist wichtig, eine Position zu haben und die auch zu kommunizieren. Am Ende muss aber jeder selber wissen, wie er das in der Öffentlichkeit handhaben will. Bei übergeordneten Themen wie Rassismus positioniere ich mich klar. Auch unterstütze ich mehrere Projekte rund um Braunschweig, aber auch in Gambia, wo Hilfe dringend benötigt wird.

Was bedeuten Ihnen Auszeichnungen wie „Vorbildfunktion für Kinder und Jugendliche in Niedersachsen“ und die Goldene Ehrennadel des Niedersächsischen Basketballverbandes?

Schröder: Es freut mich natürlich sehr, dass ich und mein Tun auch abseits des Spielfeldes wahrgenommen und positiv bewertet werden. Mein Weg verlief ja auch nicht immer geradlinig, und manch einer hat vielleicht nicht von mir erwartet, dass ich mich mal so entwickeln würde – wie zum Beispiel meine Lehrer früher (lacht). Aber man kann auf unterschiedliche Arten zum Erfolg kommen. Dafür bin ich ein gutes Beispiel. Und ich freue mich darüber, wenn ich etwas von meinen Erfahrungen weitergeben und gerade Kindern und Jugendlichen dadurch auf ihrem Weg helfen kann.

2020 haben Sie als alleiniger Gesellschafter die Basketball Löwen Braunschweig übernommen – warum?

Schröder: Ich hatte mich schon seit längerem bei den Basketball Löwen engagiert. Ich bin Braunschweiger und der Club liegt mir sehr am Herzen. Er hat es mir ermöglicht, es in die NBA zu schaffen. Davon möchte ich etwas zurückgeben und anderen die Strukturen ermöglichen, einen ähnlichen Weg zu gehen, wie er mir möglich war. Deshalb verfolgen wir bei den Löwen auch
das Konzept, auf junge und vor allem deutsche Spieler zu setzen. Die werden bei uns gefördert und sollen über größere Rollen bei uns zu Leistungsträgern werden.

Erfolgreicher Basketball wird auch in Hamburg gespielt. Ein Wort zu den Towers?

Schröder: Die Hamburg Towers machen einen guten Job und haben sich in der BBL etabliert. Ich habe Respekt vor ihrer Arbeit. Nichtsdestotrotz werden die Löwen sie in dieser Saison zweimal schlagen (lacht)!

Wie schätzen Sie die Entwicklung der deutschen Liga und Nationalmannschaft ein?

Schröder: Die BBL wie auch die Nationalmannschaft sind auf einem guten Weg. Das sieht man auch daran, wie viele Deutsche mittlerweile in der NBA und in der Euroleague spielen. Ich glaube, wir brauchen noch mehr Teams wie zum Beispiel die Löwen und ALBA BERLIN, die stark auf die Entwicklung und Förderung von jungen, deutschen Spielern setzen. Das ist meiner Meinung nach für die Perspektive und auch für die erfolgreiche Entwicklung des deutschen Basketballs total wichtig.

 

Foto: IMAGO / camera4+

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