14.07.2016

Energieeffizienz – Mittelständler können gewinnen

Nachrichten | Unternehmen

Energieeinsparungsmaßnahmen sind in aller Munde. Gerade kleine und mittelständische Unternehmen fragen sich in der Angebotsfülle von Fördermöglichkeiten und Maßnahmen aber häufig: Was ist das Richtige für mich? Den Überblick zu behalten ist tatsächlich nicht leicht. Trotzdem sollten auch kleinere Unternehmen ihre Chance nutzen und das Thema auf die Agenda setzen. Hilfe gibt es an vielen Stellen.

„Die sauberste und günstigste Energie ist die, die gar nicht verbraucht wird.“ Mit diesem Satz startete Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel die Kampagne „Deutschland macht’s effizient“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie im Mai 2016. Die Offensive dient zwar vorrangig der Information, dennoch sind interessante Aspekte und Handlungsempfehlungen für kleine und mittelständische Unternehmen enthalten. Damit reiht sich die Kampagne ein in zahlreiche Angebote zum Thema Energie, in denen Unternehmer schon einmal den Überblick verlieren können. Aber: Energie und Energieeinsparung sind relevante Themen und hochaktuell. Der Mittelstand bleibt hier teilweise noch hinter seinen Möglichkeiten, so Hans-Christian Friedmann, Vizepräsident des AGA Unternehmensverbandes und Geschäftsführender Gesellschafter der LADIGES GmbH & Co. KG: „Die Unternehmen sollten, wo sie es noch nicht tun, die Potenziale der Energieeinsparung nutzen, denn darin schlummern echte Werte.“

Die Befragung „Energiewende im Mittelstand“ der Beratungsgesellschaft PriceWaterhouseCoopers (PWC) aus dem Jahr 2015 zeigt, dass bereits 85 Prozent der deutschen Unternehmen in Energieeffizienzmaßnahmen investieren. Allerdings schöpfen noch nicht alle Unternehmen ihr Einsparpotenzial aus. Mangelnde Transparenz und unzureichende Informationen werden auch im Branchenmonitor Energieeffizienz 2016, durchgeführt von der Deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz und PWC, bemängelt. „Trotzdem ist es für kleine und mittlere Unternehmen wichtig, sich dem Thema Energieeinsparung zu widmen. Das Thema systematisch anzugehen, fällt oft nicht leicht“, so Friedmann weiter. Viele Beratungsangebote, die zunächst kostenlos genutzt werden können, helfen dabei, sich einen Überblick zu verschaffen und die ersten Schritte in Richtung Energieeffizienz zu gehen. Auch Unternehmensverbände wie der AGA befassen sich mit dem Thema, beraten selbst oder stellen Kontakt zu Experten her.

Bei der Menge an Energieeinsparungsmöglichkeiten gibt es sehr viele Kombinationsmöglichkeiten. „Wichtig ist für jedes Unternehmen, das Thema individuell anzugehen“, rät Energie- und Beleuchtungsexperte Dirk Knipp, Geschäftsführer der SVEA LIGHTING GmbH & Co. KG. SVEA gehört im Beraternetzwerk des AGA zu den Energieexperten. Energieeffiziente Beleuchtungssysteme können gerade im Einzelhandel und bei großen Lagerflächen hohe Einsparungen bedeuten. Die Deutsche Energie-Agentur (dena) zeigte 2013, dass energiesparende Lichtsysteme die Energiekosten um bis zu 70 Prozent senken können. Ein überzeugender Wert – allerdings unterscheiden sich die Potenziale hier je nach Intensität der Lichtnutzung deutlich. Gebäudesanierungen, die Verwendung von Abwärme oder auch der Einsatz von Querschnittstechnologien, beispielsweise Anlagen zur Wärmerückgewinnung und Abwärmenutzung, können für Unternehmen mit anderen Ansprüchen und Prozessen ein guter Weg sein. Welche Maßnahmen für den jeweiligen Betrieb sinnvoll sind, hängt von dessen Betätigungsfeld ab. Eine gute Analyse sollte daher jeder Investition vorausgehen.

„Die Energieberatung ist eine gute, sinnvolle Basis für Energieeinsparmaßnahmen“, empfiehlt Knipp. Mithilfe der Energieberatung können Einsparpotenziale identifiziert und analysiert werden. Wirtschaftlich sinnvolle Maßnahmen zur Reduzierung der Energiekosten werden erarbeitet und vorgeschlagen. Für eine Energieberatung müssen Unternehmen (mit weniger als 250 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von nicht mehr als 50 Millionen Euro oder einer Jahresbilanzsumme von nicht mehr als 43 Millionen Euro) auch nur einen kleinen finanziellen Anteil leisten. 80 Prozent der anfallenden Kosten für die Energieberatung übernimmt das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) – je nach jährlichen Energiekosten bis zu 1.200 Euro.

Innerhalb der Analyse, aber gerade auch nach einer Investition kann es sich lohnen, ein Energiemanagementsystem, beispielsweise nach ISO 50001, einzuführen, um Energieverbräuche regelmäßig zu erfassen, Maßnahmen zu planen, umzusetzen und zu kontrollieren. Unternehmen mit Energiemanagementsystem sparen laut PWC mehr Energiekosten ein als Unternehmen, die Energieeinsparmaßnahmen ohne Energiemanagementsystem umsetzen. Eine zusätzliche Zertifizierung der Energiemanagementmaßnahme macht zudem die Energieeffizienzbestrebungen eines Unternehmens sichtbar und kann auch ein positives Image fördern.

Neben der Förderung für die Energieberatung gibt es viele weitere Programme von der BAFA, der KfW und regionalen Instituten wie der Hamburgischen Investitions- und Förderbank (IFB). Diese reichen von Zahlungszuschüssen bis hin zu vergünstigten Darlehen. „Welche Förderprogramme für welche Energieeffizienzmaßnahme die richtigen sind, ist abhängig von den zu realisierenden Vorhaben und vom Unternehmen selbst. Die Energieberater kennen die verschiedenen Fördermöglichkeiten und können an ihre Maßnahmenempfehlung auch eine Beratung zu den passenden Förderungen knüpfen“, so Knipp.

Energieeffizienzmaßnahmen lohnen sich – auch für kleine und mittlere Unternehmen. Systematisch angegangen, können echte Werte gehoben werden. Zudem erhalten Unternehmen in vielen Fällen finanzielle Förderung. Der erste Schritt sollte eine Expertenberatung sein. Die ist aber leichter zu finden, als häufig gedacht. Weniger Energieverbrauch bringt neuen finanziellen Spielraum. Es profitieren alle: Unternehmen, Umwelt und Gesellschaft.

Erschienen in: Hamburger Unternehmer, Wirtschaftsmagazin der Metropolregion Hamburg, Nr. 2/2016, Juli