02.03.2018

9. Norddeutscher Großhandelstag: „Innovationen und Online-Marktplätze für den Großhandel“

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Der 9. Norddeutsche Großhandelstag stand unter dem Motto: „Innovationen und Online-Marktplätze für den Großhandel – Gerüstet für die Zukunft!“. Zeit für strategische Überlegungen, Mut zur Veränderung und Vertrauen in die Mitarbeiter wurden als essentielle Voraussetzungen in der Unternehmenskultur beschrieben, die zu einem innovativen Klima im Unternehmen führen – unabhängig von der Unternehmensgröße.

„Auf uns wartet eine innovative und spannende Zeit, und eine, voller neuer Möglichkeiten.“ Mit diesen kraftvollen Worten begrüßte Dr. Kruse, AGA-Präsident und Geschäftsführer der Wiechers & Helm GmbH & Co. KG, die Gäste des 9. Norddeutsche Großhandelstages in der Hamburger Handelskammer. Er rief die Unternehmen dazu auf, darüber nachzudenken „welche Innovationen unsere Geschäftsmodelle bedrohen“. Die Erkenntnisse sollten genutzt werden, um die Geschäftsmodelle zu überdenken und zu verändern 

Dr. Holger Bingmann, Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) und Geschäftsführer der MELO Group, appelierte an die Unternehmer, sich zu überlegen, wie sie im Prozess der Digitalisierung ihre Firmen neu gestalten könnten. Das sei kein Privileg der Jugend, sondern wichtig, damit jetzt anzufangen. „Wenn auf den Sohn oder die Tochter als Nachfolger gewartet wird, um mit der Digitalisierung anzufangen, dann geht wichtige Zeit verloren, die wir nicht haben.“ Die unglaublich gut funktionierende Wirtschaft sollte genutzt werden, um sich die Zeit zu nehmen, am eigenen Unternehmen zu arbeiten, betonte Dr. Bingmann. Digitalisierung hieße dabei nicht, dass ein Online-Shop eröffnet werden müsse. Dies führe noch nicht zwingend zum Erfolg. Vielmehr sind es laut Dr. Bingmann die zusätzlichen Mehrwerte wie Funktionalität, Lieferkettenrecherche und Persönlichkeit, die über den Erfolg eines Unternehmens entscheiden. Bingmann forderte: „Wir müssen mehr Mut haben, um Dinge auszuprobieren. Das zeigen uns zum Beispiel die Start-ups im Silicon Valley. Die sind mutiger und stellen interessante Teams zusammen, die Dinge einfach ausprobieren.“ Als Idee für zur Gewinnung neuer Fachkräfte macht er darauf aufmerksam, dass es vor allem ein interessantes Arbeitsumfeld ist, das heutzutage einen Mitarbeiter motiviert. „Es sind nicht mehr die Breitreifen und die PS des Firmenwagens, die zählen, sondern zum Beispiel eher eine Reise für mehrere Wochen ins Silicon Valley, um dort zu lernen.“

Man müsse die Amazons und Alibabas dieser Welt als Groß- und Außenhändler ernst nehmen. Im Zuge der Digitalisierung gäbe es aber Möglichkeiten, die die Händler nutzen könnten – diese könnten in eben der Kreativität und Nuancierung liegen, die die Wirtschaft stark gemacht hätte, sagte Bingmann. „Unsere Stärke ist zudem unser tradiertes Verhältnis zu unseren Kunden.“ Als Investor in Start-ups empfahl er anderen Unternehmern, nicht nur Geld zu investieren, sondern auch Zeit, um mit den Gründern ins Gespräch zu kommen, zu beobachten und zu diskutieren. Denn so könnten beide Seiten voneinander lernen und deutlich profitieren.  

BGA-Präsident Dr. Holger Bingmann sprach darüber hinaus über den Koalitionsvertrag und gab hierzu seine Einschätzung als Verbandspräsident. Er lobte die Arbeit der Verbände und betonte, dass es wichtig sei, den Kontakt auch als Unternehmer mit der Politik zu suchen, denn Politiker würden einem zuhören. So könne man über seine Spitzenverbände auch die großen Themen ansprechen und bewegen. 

In einem eindrucksvollen Vortrag zum Thema „Zukunft wagen – Erfolg neu denken“, knüpfte Joachim Pawlik, von der Pawlik Consultants GmbH, den Faden weiter: Zu Innovationen gehört Mut. Um mutig zu sein, bedarf es fünf Dinge, die er sehr anschaulich beschrieb. 

In der anschließenden Podiumsdiskussion diskutierten Kai Froböse (Geschäftsführer) und Ulrike Meyer (Leitung digitale Lösungen) der Willenbrock Fördertechnik GmbH & Co. KG, Clara Becker (Digital Operations Manager) der Gustav Ramelow KG sowie Dr. Holger Bingmann. Erst präsentierten die Unternehmensvertreter ihre Unternehmen und ihre innovativen Ansätze. In der Diskussion wurde deutlich, dass die eigenen Mitarbeiter selbst ein sehr großes Innovationspotential besitzen. Es gelte nur, dieses zu heben. Zu Projekten in der Belegschaft aufrufen, den Mitarbeitern zuhören sowie ihnen den Freiraum, die Ressourcen und das Vertrauen geben – ein Klima der Offenheit zu schaffen – das seien nur einige der Maßnahmen, die ergriffen werden könnten. 

Innovationen wie im Silicon Valley sind auch in hier möglich, darin waren sich alle Teilnehmer der Podiumsdiskussion einig. Die Methoden kann man auch hier sehr gut einsetzen. Eine der Methoden ist das Design Thinking. Hierbei ist es essentiell, den Kunden und seine Bedürfnisse zu verstehen. Sie kann auch bei der Entwicklung neuer Services unterstützen. In Kleingruppen wurden dann Methoden des Design Thinkings ausprobiert. 

Ein Vortrag zu den Ein- und Ausbaukosten im Großhandel von Oliver Korte, SKW Schwarz, behandelte zwar nicht das Thema der Innovationen, war aber dennoch hochgradig relevant für den Großhandel. Hier änderte sich einiges zum 1. Januar 2018.

In der letzten Podiumsdiskussion ging es schließlich um Online-Marktplätze. Neben Zahlen und Aktivitäten auf den Marktplätzen, die von Michael Lück, Conredos, präsentiert wurden, diskutierten Lars Schade, Geschäftsführer von Mercateo AG und Peter F. Schmid, Geschäftsführer der Wer liefert was? GmbH über ihre Strategien und Ziele. Bei der Frage, ob Marktplatz oder Online-Shop das Richtige wären, wurde deutlich, dass bei Wer liefert was? die Einstiegshürde sehr niedrig und sogar kostenfrei sei. Die Marktplatzanbieter waren sich darin einig, dass neue Kunden zu gewinnen und zu halten, nicht durch sie erreicht werden könne. Über Wer liefert was? können Unternehmen national und international ihre die Reichweite erhöhen, bei Mercateo stehe dagegen eher die Umsatzerhöhung im Vordergrund. Wichtig sei aber, dass die Unternehmer sich bewusst werden, was sie wollen und einfach anfangen. 

Ein inspirierender und hochgradig spannender Großhandelstag endete mit Dankesworten an die Teilnehmer sowie mit Wünschen für Mut zur Innovation durch die Vertreter der Handelskammer und des AGA Unternehmensverbandes. 

Der Dank gilt auch in diesem Jahr der Handelskammer Hamburg für die gelungene gemeinsame Organisation der Veranstaltung. Auch den Partnerverbänden danken wir für die Zusammenarbeit.

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Tjin
Eddie Tjin
Kaufmännischer Geschäftsführer
Tel.: 040 30801-168