19.03.2019

Bressmer & Francke: Seit 100 Jahren in aller Munde

Nachrichten | Unternehmensportrait

Wenn es morgens beim Frühstück herrlich cruncht, dann ist es sehr gut möglich, dass Sie Produkte des Norderstedter Unternehmens Bressmer & Francke (GmbH & Co) KG im Mund haben. Denn das innovative und hoch spezialisierte Unternehmen entwickelt und vertreibt unter anderem Crispies, Flakes und Pops für Müslis oder Joghurts mit der Ecke. Aber das ist nur eines der zahlreichen Produkte, die die Firma entwickelt und herstellen lässt – und das seit genau 100 Jahren.

Heute bietet der Spezialist für Nahrungsmittelgrund- und Zusatzstoffe (10 Mitarbeiter) neben den schon genannten Cerealien auch Speiseöle und Speisefette, Ölmischungen, High-Tech-Fettpulver sowie hochwertige Zutaten für Babynahrung an. Die Angebotspalette wurde in früheren Zeiten um Verpackungsmaterial für die weiterverarbeitende Industrie erweitert. Geliefert wird europaweit, hauptsächlich nach Skandinavien, Österreich, die Benelux-Staaten oder Irland. Die Exportquote liegt bei rund 45 Prozent, der Rest bleibt in Deutschland.

Bis 2003 produzierte Bressmer die Cerealien, wie zum Beispiel Crispies und Getreidekissen, noch selbst. „Heute entwickeln wir die Produkte mit unseren Kunden, beschaffen die Rohstoffe und die Ware wird von einem Partner, an den Bressmer die damalige eigene Produktion abgegeben hat, hergestellt. „Unser großer Vorteil ist, dass wir schnell und flexibel sind“, sagt Dr. Bressmer, der das Unternehmen in dritter Generation führt. Sein Vater Claus und sein Großvater Friedrich H. Bressmer hatten vor ihm die Leitung der Firma inne. Die Produkte der Firma Bressmer haben sich mit den Bedürfnissen der Kunden entwickelt und auch verändert: „Ein aktueller Trend sind zum Beispiel gesunde Snacks für Kinder ab 12 Monate, proteinreiche Sportlernahrung, Nahrungsergänzungsmittel oder vegane, laktose- und glutenfreie Nahrungsmittel.“

Begonnen hatte die Erfolgsgeschichte der Firma Bressmer eigentlich in Antwerpen. Dort betrieb der Urgroßvater Wilhelm Hewel eine eigene Ölmühle, die aber nach dem 1. Weltkrieg verstaatlicht wurde. Den Professor für Lebensmittelchemie zog es daraufhin nach Hamburg-Harburg, wo er eine Leinölmühle zur Speiseölmühle in großindustriellem Maßstab umbaute. Die Mühle gibt es noch heute am gleichen Standort, gehört inzwischen aber zu zwei Big Playern der internationalen Ölmühlenindustrie. Sein Schwiegersohn Friedrich H. Bressmer war dort für Lagerhaltung und Vertrieb tätig und hatte schon 1919 die Handelsgesellschaft Bressmer & Francke gegründet. Seinen ersten Sitz hatte das Unternehmen ab 1924 als einer der ersten Mieter im Chilehaus in der Hamburger City, wo es bis 1990 blieb. Noch heute kann man im Portal C des Weltkulturerbes der UNESCO das historische Firmenregister bewundern, das belegt, dass Bressmer dort seinen Firmensitz hatte.

Bressmer versorgte damals die Margarineproduzenten, Fischverarbeiter und Keks- und Gebäckwarenhersteller mit dem notwendigen Öl und nahm etwas später auch den Vertrieb von Verpackungen auf, um die Kunden gleich mit den geforderten Schachteln, Kartons, Bechern und Fettwicklern zu beliefern. Das wurde nach dem 2. Weltkrieg auch Hauptstandbein der Firma Bressmer. „Über Jahre waren wir einer der größten Lieferanten von Unilever, haben dorthin Hunderte an Millionen von Verpackungen ausgeliefert“, berichtet Christian Bressmer. Ab 1970 nahm Bressmer & Francke (GmbH & Co.) KG dann den Vertrieb von weiteren Nahrungsgrund- und Zusatzstoffen auf wie Quellmehle, Quellflocken und Cornflakes.

2007 wendete sich das Unternehmen von Hamburg ab. Aus gutem Grund: „Die Umweltauflagen für unser Abwasser in Hamburg hätten uns ruiniert. Da war trotz intensiver Verhandlungen nichts zu machen. Ganz anders in Norderstedt. Wir wurden mit offen Armen empfangen und haben nach guten Gesprächen eine Lösung gefunden, die für alle Seiten zufriedenstellend war“, so Dr. Bressmer.

Heute hat die Bressmer & Francke (GmbH & Co) KG ihre Nische gefunden. Das ist weniger Verpackung aber vielmehr die Entwicklung anspruchsvoller Produkte für die Nahrungsmittelindustrie. Die aktuelle wirtschaftliche Lage beurteilt der Firmenchef vorsichtig optimistisch: „Mengenmäßig sind wir gut gewachsen in den vergangenen Jahren, teilweise zweistellig. Dagegen steigen die Personalkosten und die Einkaufspreise und auch der Preisdruck durch Kunden und Mitbewerber ist groß. Aber unsere Branche entwickelt sich stabil, denn gegessen wird immer. Ich erwarte eine solide Entwicklung, keine Rezession.“

Sein Unternehmen beschreibt Dr. Bressmer so: „Wir übernehmen gerne komplizierte Aufträge, das fordert uns und wir finden immer eine Lösung. Wir sind ehrlich, reell, seriös, zurückhaltend, langfristig und engagiert – also im besten Sinne hanseatisch.“ Und genauso hat die Bressmer & Francke (GmbH & Co) KG auch ihr 100. Jubiläum gefeiert – hanseatisch zurückhaltend im Hafen-Club Hamburg.

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